Jean Laurentwird am 7. Juni 1909 in Neerpelt/Belgien geboren; seit 1912 lebt Jean Laurent in Antwerpen. Dort macht er sein Abitur am humanistischen Gymnasium und beendet seine musikalischen Studien am Königlichen Konservatorium. In Brüssel vervollständigt er sein Violinstudium bei Professor Alfred Dubois, anschließend geht er nach Paris zu Professor Firmin Touche.

Entscheidend für seine weitere Entwicklung als Instrumentalist werden jedoch die Jahre, die Jean Laurent in London bei Carl Flesch verbringt und die seine Laufbahn als Violinvirtuose prägen.

Zurück in Belgien und nach der Einberufung 1940 als Leutnant der Reserve der Infanterie, wird er 1943 nach einem nationalen Wettbewerb zum Professor für Violine an das Konservatorium in Gent berufen; sechs Jahre später erfolgt der Ruf an das Königliche Konservatorium in Antwerpen.

Neben seiner pädagogischen Tätigkeit konzertiert Jean Laurent mit der Pianistin Jenny Solheid und während 18 Jahren in enger und freundschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Pianisten Eugène Traey, dem späteren Direktor des Königlichen Konservatoriums in Antwerpen und jahrelangen Präsidenten der Jury des internationalen Musikwettbewerbs Reine Elisabeth in Belgien. Die beiden Künstler treten regelmäßig in Belgien wie auch im Ausland auf.

Der junge Jean Laurent, Student am Kgl. Konservatorium Antwerpen, 1929

Der junge Jean Laurent,
Student am Kgl. Konserva-
torium Antwerpen, 1929

In dieser Zeit ist Jean Laurent auch Solist mehrerer Violinkonzerte. Zu seinem Repertoire zählen u. a. die Werke von Mozart, Beethoven, Bruch, Saint-Saëns, zwei unveröffentlichte Konzerte von Pergolesi und von Jean-Marie Leclair. Jean Laurent spielt ferner die Uraufführungen zeitgenössischer Konzerte; das Violinkonzert von Jef Maes (1951) und das 3. Konzert für Violine von Henk Badings (1958).

Bei Aufenthalten in Lugano trifft Jean Laurent den Cembalisten Luciano Sgrizzi, mit dem zusammen er von 1954 bis 1957 Aufnahmen für den Tessiner Rundfunk macht. 1958 wird Jean Laurent als Vertreter der Belgischen Geigenschule nach München an die Staatliche Hochschule für Musik berufen.

Gleichzeitig beginnt seine Zusammenarbeit mit den Pianisten Hugo Steurer, Hellmut Hideghéti und schließlich mit der Pianistin Magda Rusy. Mit ihr gründet er, zuerst mit dem Violoncellisten Wilfried Rehm, dann mit Viktor Weywara das Orlando-Trio, im Gedenken an den belgischen Komponisten Orlando di Lasso und seine Tätigkeit an der Münchner Hofkapelle.

1961 nimmt der Bayerische Rundfunk das Konzert für Violine und Orchester op.35 von Walter Abendroth auf, mit Jean Laurent als Solisten und den Münchner Philharmonikern unter der Leitung von Rudolph Alberth. 1977 folg Jean Laurent dem Ruf als “visiting professor” nach Tokio und unterrichtet für ein Jahr an der Staatlichen Hochschule für Bildende Kunst und Musik “GeiDai”.

Dies sind Stationen im Leben eines Musikers und Pädagogen, an den viele ehemalige Schüler sich mit Dankbarkeit erinnern. Ein beseelter Musiker, ein wahrer Humanist, ein edler Mensch.

Text: Jacques De Vriend
(Übersetzung: Marianne Laurent)

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